Höhlengleichnis Drucken E-Mail
Geschrieben von: Helena Ditze   

 

Platon; * 427 v. Chr. in Athen oder Ägina (Griechenland), † 347 v. Chr. in Athen, war ein Philosoph der Antike. Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie und dessen Abfassung wird auf das Jahr 370 v. Chr. geschätzt. Das Höhlengleichnis dient, wie auch die anderen Lehrbeispiele Platons, bis heute als Standardlehrbeispiel zur Einführung in die Philosophie.

"Die Menschen leben in einer unterirdischen Höhle, festgebunden an Schenkeln und Hals, immer an der nämlichen Stelle, mit dem Blick vor sich hin, durch die Fesseln gehindert, ihren Kopf zurückzuwenden. In ihrem Rücken führt ein langer Gang nach aufwärts. Von dort leuchtet in die Höhle ein Feuerschein. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen läuft oben ein Weg, längs dessen eine niedrige Mauer errichtet ist. Hinter der Mauer tragen Leute bald redend, bald schweigend allerlei Gerätschaften und Bildsäulen vorbei, die über die Mauer hinausragen. Die Gefesselten sehen von allen diesen Dingen und von sich selbst nur die Schatten, die von dem Feuer auf die ihnen gegenüberliegende Wand geworfen werden. Sie halten nichts anderes für wahr als die Schatten der künstlichen Gegenstände und fassen die gehörten Worte als Worte der vorübergehenden Schatten auf.

Nun geschieht etwas Wunderbares. Den Gefangenen werden die Fesseln gelöst. Wird dann einer genötigt aufzustehen, den Kopf umzuwenden, so geschieht das unter Schmerzen. Seine Augen sind geblendet von der Helligkeit des Feuerscheins und er ist nicht imstande, die Dinge zu erkennen, deren Schatten er vorher sah. Er glaubt, die vorher geschauten Schatten seien wirklicher und wahrer als das, was man ihm jetzt zeige. Er würde sich abwenden und den Dingen zustreben, deren Anblick ihm geläufig ist. Und diese würde er für tatsächlich gewisser halten.

Aber nun wird ihm keine Ruhe gelassen. Gewaltsam wird er durch den steilen Ausgang aus der Höhle geschleppt. Er gelangt an das Licht der Sonne. Aber er fühlt nur Schmerzen, sträubt sich, kann völlig geblendet im Glanz der Sonne gar nichts erkennen. Er muss sich langsam an die Helligkeit gewöhnen. Dann sieht er die Dinge oben in einer Stufenfolge: am leichtesten und zuerst die Schatten, dann die im Wasser gespiegelten Abbilder, dann die wirklichen Gegenstände selber, dann in der Nacht die Erscheinungen am Himmel, das Licht der Sterne und des Mondes. Dann am Tage das Sonnenlicht und die Sonne selbst. Nun sieht er nicht bloß Abspiegelungen, sondern alles selbst in voller Wirklichkeit. Und dann schließt er durch Folgerungen: dass wir der Sonne die Jahreszeiten verdanken, dass sie über allem waltet, dass sie im gewissem Sinne auch die Urheberin jener Erscheinungen sei, die er zuvor in der Höhle sah. Er gelangt in einen Zustand, in dem er sich glückselig preist bei Erinnerung an jene erste Wohnstätte. Dort gab es Ehren und Auszeichnungen für die, die die Schatten der vorüber getragenen Gegenstände am schärfsten wahrnehmen und am besten erinnern und auf Grund dessen am besten das künftig Eintretende erraten können. Jetzt aber will er lieber alles ertragen, als wieder im Banne jener Trugmeinungen zu stehen und ein Leben jener Art zu führen.

Nun kehrt er, um auch die anderen zu befreien, in die Höhle zurück. Seine Augen, dort eingetaucht in Finsternis, sehen aber zunächst nichts. Daher wird er lächerlich, wenn er in der Deutung der Schattenbilder mit den Gefesselten wetteifern wollte. Sie sagen: sein Aufstieg nach oben sei Schuld daran, seine Augen seien verdorben, der Versuch solchen Aufstiegs sei verwerflich. Und wenn er versucht, sie zu entfesseln und hinaufzuführen, so würden sie ihn umbringen.“

(Pato: Staat, 7. Buch, zit.n.Jasper, K.: Drei Gründer des Philosophierens. München: 1964, S. 55-56)

Durch dieses Gleichnis wird gezeigt, wie starr der "Höhlenmensch" am Gewohnten festhält und wie stark seine Ängste sind, das er sogar soweit gehen will zu morden, als sich etwas Neuem, Unbekannten zu öffnen. Die Höhle ist vergleichbar mit der durch unsere Sinne wahrnehmbare Welt, das Verlassen der Höhle und der harte Aufstieg für das Lernen der Seele und weiterentwickeln bis hinauf zur Erkenntnis des tatsächlichen Sinns des Seins: das Streben nach Licht, das im Gleichnis als Sonne repräsentiert ist. Der Mensch geht den Weg des Lichtes.

Es geht also darum, unser Denken nicht nur auf das durch die Sinne Wahrnehmbare unserer unmittelbaren Umwelt zu beschränken, sondern auf das, was unsichtbar dahinter steht: den Sinn des Lebens und den Ursprung dieser Welt.

  

 

 

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